10.11.2020

Arbeitsrecht, Meldung

Weihnachtsgeld: Wer bekommt was?

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Nur etwa die Hälfte aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland erhält aktuell Weihnachtsgeld. Laut einer neuen Auswertung des Internetportals Lohnspiegel.de bekommen 53 % aller Beschäftigten diese Jahressonderzahlung.

„Am höchsten stehen die Chancen auf ein Weihnachtsgeld, wenn das Unternehmen an einen Tarifvertrag gebunden ist, das gilt auch und gerade in diesem von der Corona-Pandemie geprägten Jahr“, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Prof. Dr. Thorsten Schulten. Mit Tarifvertrag bekommen nach den Daten von Lohnspiegel.de 77 % der Beschäftigten Weihnachtsgeld, verglichen mit nur 41 % in Betrieben ohne Tarifvertrag.

Weihnachtsgeld in Krisenzeiten

„Angesichts von Einkommenseinbußen in der Krise ist das Weihnachtsgeld besonders wichtig. Millionen von Beschäftigten waren oder sind in Kurzarbeit. Da ist das Weihnachtsgeld als Beitrag zur Stabilisierung der Einkommen von großer Bedeutung“, so Schulten. In einigen Tarifbranchen wie z.B. der Metall- und Elektroindustrie wurde in diesem Jahr die Möglichkeit eröffnet, das Weihnachts- und Urlaubsgeld anteilig auf die monatlichen Einkommen zu übertragen. Im Fall von Kurzarbeit gibt es dann ein höheres Kurzarbeitergeld.

Noch immer West/Ost-Gefälle und mangelnde Gleichberechtigung

Nach wie vor gibt es bedeutsame Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. In Westdeutschland bekommen 55 %, in Ostdeutschland nur 42 % der Befragten Geld zum Fest. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Tarifbindung in Ostdeutschland deutlich niedriger ist als im Westen. Zudem erhalten Frauen seltener Weihnachtsgeld als Männer. Bei den Frauen sind es 50 %, bei den Männern dagegen 55 %.

Auch Beschäftigte mit einem befristeten Vertrag können sich seltener über Weihnachtsgeld freuen. Von ihnen bekommen 45 % die Sonderzahlung. Bei Beschäftigten mit unbefristeter Anstellung sind es dagegen 54 %. Bei Vollzeitbeschäftigten ist der Erhalt von Weihnachtsgeld mit 54 % deutlich wahrscheinlicher als bei Teilzeitbeschäftigten, von denen nur 48 % eine entsprechende Sonderzahlung erhalten.

Wie sieht es in den unterschiedlichen Branchen aus?

Ein vergleichsweise hohes Weihnachtsgeld erhalten unter anderem die Beschäftigten im Bankgewerbe, in der Süßwarenindustrie, in der chemischen Industrie, bei der Deutschen Bahn, in der Druckindustrie, in der Papier und Pappe verarbeitenden Industrie sowie in der Textilindustrie (Westfalen), bei denen die Jahressonderzahlung zwischen 95 bis 100 % eines Monatseinkommens liegt.

Es folgen unter anderem die Bereiche Versicherungen (80 %), Einzelhandel (West: vorwiegend 62,5 %) sowie Metallindustrie (überwiegend 55 %). In der Eisen- und Stahlindustrie und im öffentlichen Dienst sind Urlaubs- und Weihnachtsgeld zu einer Gesamt-Jahressonderzahlung zusammengefasst, die im November gezahlt wird. Diese beträgt in der Eisen- und Stahlindustrie 110 % eines Monatsgehalts, im öffentlichen Dienst (Gemeinden) je nach Vergütungsgruppe zwischen 52 und 80 % in Westdeutschland und zwischen 46 und 70 % in Ostdeutschland.

Unter den großen Tarifbranchen zahlt lediglich das Gebäudereinigerhandwerk kein Weihnachtsgeld.

(Hans-Böckler-Stiftung, PM vom 10.11.2020 und BRAK vom 29.10.2020/RES JURA Redaktionsbüro)

Unsere Empfehlung für tiefergehende Recherchen zum Thema Arbeitsrecht:
Owlit-Modul „Arbeitsrecht (Otto Schmidt)“


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